Willkommen im neuen Jahr!
Vielleicht hast du Zeit für eine Tasse Kräutertee, einen Latte Macchiato mit Zimt oder dein ganz eigenes Lieblingsgetränk.
Vielleicht hast du Zeit, zum Gedankensortieren und Hineinstolpern in dieses neue Jahr. Ich versuche es auch und lade dich ein.
Komm mit.
Ich habe in den letzten Tagen darüber nachgedacht, worüber ich schreiben möchte. So Vieles bewegt Herz und Seele.
Was ist jetzt wichtig – für mich und vielleicht auch für dich.
Vor ein paar Tagen habe ich mein Handy ausgeschaltet. Eine schon fast liebgewonnene Routine, die ich mir ein, zweimal im Jahr gönne. Eine Routine, die mir nicht leichtfällt, denn so Vieles läuft über dieses kleine Ding. So viel Inspiration, Neuigkeiten, Nachrichten, so viele Sprachnachrichten, von lieben Menschen. Bilder aus ihrer Welt. Und es bewegt und berührt mich. Ist viel. Fordert meine Aufmerksamkeit. Mein Mitfühlen und mitdenken. Und dann spüre ich es oft schon ein paar Tage vorher, dass es mal wieder Zeit wird. Die Stopp- und Austaste zu drücken. Das Handy wirklich komplett auszuschalten. Es fühlt sich immer ein bisschen so an, als würde ich aus einem schnell fahrenden Zug aussteigen.
Es ist ein Phänomen.
Schalte ich es aus, wird es erstmal laut. Laut und unruhig, denn ich denke, ich habe etwas vergessen, etwas nicht geklärt, nicht beantwortet. Ich könnte etwas Wichtiges verpassen… Meine eigenen Gedanken werden lauter.
Das Handy lädt so sehr ein, sich zu zerstreuen. Den eigenen Fragen auszuweichen. Sich abzulenken.
Sich berieseln zu lassen von Clips, Ideen und dem Leben der Anderen.
Das kostet Zeit und Aufmerksamkeit. Selbstkritisch stelle ich immer wieder fest – zu viel Zeit.
Nach einer Weile merke ich dann, das Außen wird leise und ich bin mehr bei mir im Hier und Jetzt. Bei mir und denen, die im echten Leben mit mir leben.
Ich habe das Gefühl es ist eine Art stehen bleiben.
Anhalten.
Durchatmen im Hier und Jetzt.
Im Übergang zum neuen Jahr ist es das, was mein Herz und Leben jetzt braucht.
Einer meiner Lieblingsdozenten sagte oft: „Wenn das Leben tobt, müssen wir nicht schneller oder effektiver werden. Wenn es Krisen im Leben gibt, brauchen wir nicht heute die Lösung finden – das können wir gar nicht. Alles, was wir tun können und dürfen ist STEHEN BLEIBEN.“
ANHALTEN.
Genau da wo, ich bin.
Wir sind so darauf getrimmt, uns zu sortieren. Effektiver zu werden im neuen Jahr. Neue Ziele werden gesteckt. Wir wollen Veränderung im Innen und im Außen. Das hat meist viel mit Motivation zutun, mit Schritten, die nun getan werden müssen. Mit Kraft, die wir aufwenden sollen, um unsere Ziele zu erreichen. Versteht mich nicht falsch – ich bin nicht gegen Ziele und Veränderungen, die braucht es immer wieder. Aber ich bin für das, was wir davor brauchen. Das Stehenbleiben. Das genaue Hinsehen. Das sich nicht von anderen treiben bzw. antreiben zu lassen, sondern im eigenen Tempo zu gehen.
Beim Spazierengehen, im Unterwegs sein zwischen den Jahren habe ich immer wieder den Eindruck, wie eine leise Stimme mir sagt: Bleib stehen. Halte an. Schau genau hin. Nimm wahr, wie es dir geht… und dann geh weiter, in deinem Tempo, selbst wenn alle anderen an dir vorbeirennen.
Ein katholischer Theologe Henry J.M. Nouwen, von dem ich viel gelernt habe, erzählt von einem Aufenthalt in einem Kloster, in dem er Gott sucht. Er will unbedingt lernen, Gott zu begegnen und ist selbst im Kloster sehr beschäftigt. Er stellt fest, dass er so beschäftigt ist, dass er Gott im Hier und Jetzt nicht sieht. „Ich will immer sehen, was vor mir liegt, und ich übersehe ihn, der mir so nahe ist.“
Diese Zeilen entdecke ich in diesen Tagen neu und entscheide mich, dem Hier und Jetzt zu trauen. Gott im Hier und Jetzt zu suchen.
Und so entscheide ich mich, langsam zu gehen. Das Handy auszuschalten. Hineinzuhören in mein Herz und meine Seele. Ich entscheide mich, beim Kern meines Lebens zu sein.
Meiner Familie. Gott.
Und wie in jedem Jahr merke ich, dass es gut tut, zurück zu sehen. Dem wirklich Raum zu geben. Schweres loszulassen. Dankbar Schätze sammeln und ansehen. Und erst dann weiter zu laufen.
Das braucht seine Zeit. Ist nicht abgeschlossen am 31 Dezember.
Und auch hier will ich Mut machen zur Langsamkeit.
Du brauchst nicht in dieses neue Jahr rennen.
Du darfst dir Zeit nehmen – zurück schauen – verweilen – loslassen – dankbar sein und dann den Blick wieder nach vorne richten.
Mir hilft es aufzuschreiben, was ich nicht vergessen will.
Oft staune ich, was ich alles finde an Erlebtem, an Segen, an Begegnungen.
Oft fließen Tränen, weil nicht alles gut gelaufen ist und betrauert werden muss.
So manche „Feder haben wir gelassen“ im Bild gesprochen. Kraft verschenkt.
Das Vermissen nimmt größeren Raum ein, denn es fehlen Lieblingsmenschen um den großen Tisch.
Was für ein Jahr.
Und Gott, den ich so oft suche sitzt neben mir, trinkt mit mir eine Tasse Tee und sagt: „Ich war hier, ich war die ganze Zeit hier.“
Wir zeigen einander oft die schönen Rückblicke, die Urlaubsbilder, die Höhepunkte. Sie allein machen das Jahr nicht aus.
Und solltest du das Gefühl haben, das letzte Jahr einfach nur überlebt zu haben, gratuliere ich dir von Herzen. Hey, was hast du geschafft. Was hast du bewältigt.
Es sind die Höhen und die Tiefen, die uns zu dem machen was wir sind.
Es sind oft, die Tiefen, die unser Herz weich machen, für die Not anderer.
Es sind die Tränen, die geweint wurden, die uns wirklich intensiv leben lassen, weil wir berührbar bleiben. Keine abgestumpften Wesen sind.
Es ist was es ist – und Gott in all dem mit uns.
Bruder David Steindl-Rast ein Benediktiner Mönch sagt:
„In Dir, Du großes Geheimnis, ist Ruhe.
Ich will alles Laute verklingen lassen und aus deiner Tiefe Ruhe schöpfen.“
Vielleicht hast du Zeit, dir zwei Fragen zu stellen – nur zwei 😊 sie haben es in sich wie ich finde.
* An welchen Stellen hast du im letzten Jahr Hoffnung erlebt? Durch wen oder was?
* Was waren Hoffnungsräuber? Erlebnisse, Ereignisse, Menschen, die dir Hoffnung raubten.
Hoffnung ist das, was wir brauchen für das neue Jahr.
Rückenwind.
Lebensatem zum Weitermachen.
Wenn du Zeit hast notiere dir ein paar Gedanken dazu und stelle dir diese Fragen in einem Jahr wieder… ich wünsche dir von Herzen, dass du eine Hoffnungsspur in deinem Leben entdeckst und das du dir die Hoffnung nicht rauben lässt.
Gebet am Anfang des Jahres
Hier stehe ich.
Zum Beginn des neuen Jahres.
So viel erlebt.
So viel Freude und auch Tränen.
Ich sehe dankbar zurück.
Entdecke Segensspuren und Dankbarkeitsschätze.
Lasse los, was ich nicht geschafft habe.
Lasse Enttäuschungen und Verletzungen los.
Danke, dass du auch da warst in meinem letzten Jahr.
Jeden Tag aufs Neue.
Hier stehe ich. Und vor mir, noch nicht gelebtes Leben.
Hoffnungen und Fragen.
Herausforderungen.
Zaghafte Vorfreude und Respekt.
Bitte schenk mir deinen Hoffnungswind.
Bitte lass mich erleben, dass du bei mir bist.
Mir deine Hand reichst.
Lass mich mutig gehen.
Lass mich wachsen.
Lass mich nicht müde werden neu anzufangen, mir und anderen zu vergeben.
Lass mich lernen dir zu vertrauen.
Lass mich dich entdecken da, wo ich stehe.
Lass mich eine Hoffnungsträgerin sein.
Amen
Ein mittlerweile altes Lied ist mir in diesen Tagen begegnet – es passt so gut in diese Tage.
Wo ich auch stehe – Du warst schon da.
Wenn ich auch fliehe, du bist mir nah.
Was ich auch denke, du weißt es schon.
Was ich auch fühle, du wirst verstehn.
Und ich danke dir, dass du mich kennst und trotzdem liebst.
Und dass du mich beim Namen nennst und mir vergibst.
Herr, du richtest mich wieder auf.
Es ist dieser GOTT im Hier und Jetzt.
Er ist es, der schon wartet an der Türschwelle zum neuen Jahr.
Er ist es, der dich freundlich anlächelt und dir sagt: Hab keine Angst – ich bin schon da.
Ich komme mit.
Ich begleite dich.
Hab keine Angst, ich kenne deine Gedanken schon. Du darfst mir alles mitteilen.
Fürchtet dich nicht, ich bin an einer Seite.
Werde dich wieder aufrichten, wenn du geknickt am Boden sitzt.
Werde dich begleiten in das neue Jahr.
Januar Schnipsel
* Wieder und wieder ist es das Draußensein, dass uns als Familie so gut tut. Laufen in knackig kalter Luft. Oft im Gepäck ein heißer Punsch und Keksreste von Weihnachten. Und so oft finden wir Schätze, Zweige, besondere Steine, beobachten das Naturkino mit gefrorenen Ästen und knirschendem Boden. Es ist ein Schatz und ein so großes Wunder, dass das Draußensein Körper und Seele gut tut. Wir verändert nach Hause kommen.
* Dankbarkeit spüre ich oft beim Sortieren von Photos. Eins meiner Kinder hat Anfang Februar Geburtstag und ich klebe in dieser Zeit sein Photoalbum. Immer wieder spüre ich dabei eine große Dankbarkeit für Erlebtes. Dafür, dass wir zusammen sein dürfen. Ein weiteres Jahr geschafft haben. Es lässt mich oft staunen und hält mir die „guten Zeiten“ deutlich vor Augen. Zeigt mir das mein Gefühle von Erschöpfung und Müdigkeit einen sehr guten Grund haben.
* Der Januar ist oft ein Monat, in dem ich noch Karten schreibe. Menschen Grüße schicke… ich bin die, die das im Dezember manchmal nicht mehr schafft… HELLO… its me. Und so oft sagen Freunde und Bekannte – ich habe mich so sehr gefreut nach der Weihnachtszeit noch Post zu bekommen.
* Draußen ist es kalt – wir nehmen uns viel Zeit zum Spielen, Bücher lesen, gemeinsam werkeln und basteln. Es sind oft nicht die großen Ereignisse aber kleine Momente, die wir feiern und genießen.
* Ein Abendbrot nur mit Kerzenschein/ unser Räuberessen draußen im Garten bei dem wir alles mit den Händen essen, verlegen wir jetzt nach drinnen – sie feiern es so sehr…. (Kleine Sächelchen auf den Tisch, jeder darf sich nehmen, kein helles Licht …) Ich habe auf Instagram ein tolles Reel gesehen (ach, ja Instagram) es nannte sich Shepherds Meal…. Da feierte eine Familie auch dieses Essen bei Kerzenlicht. Dabei wurde die Geschichte der Hirten erzählt, die Jesus fanden. Was für eine schöne Idee.
* Kälte feiern/ Wasser gefrieren lassen und damit spielen
* Vögel füttern und beobachten
* Weihnachtsschockolade schmelzen und Obst eintauchen
* Ihr wisst ich liebe Bücher. Ein großer neuer Stapel liegt auf dem Stuhl neben meinem Bett und wartet darauf gelesen zu werden. Es sind für mich Schätze und Wegbegleiter. Am Ende des Jahres halte ich die Bücher in der Hand, die ich im letzten Jahr gelesen habe und bin dankbar. So dankbar für Bücher, für neue Erkenntnisse, für Verstanden und Inspiriert sein. Weiterhin werde ich hier gefundene Bücherschätze mit euch teilen.
Buchempfehlung
Ich habe euch erzählt von Henri J.M. Nouwen.
Ich warne vor. Es ist nicht einfach schön wegzulesen.
Aber tiefsinnig. Bewegend. Durchlebt.
Viele Bücher gibt es von ihm.
Eins habe ich über die Jahre immer wieder in den Händen.
Es heißt: Ich hörte auf die Stille – Sieben Monate im Trappistenkloster.
Es ist sicher eins der wertvollsten Bücher, die ich gelesen habe. Übersäht von Unterstreichungen und knicken.
Vielleicht magst du auch etwas lesen über die Stille. Und warum es manchmal so unfassbar schwer ist, all das laute in uns auszuschalten.
Es ist ein Eintauchen in eine andere Welt. Und landet trotzdem hier bei mir.
Ein zweites Buch, dass ich dir empfehlen möchte ist auch eines, dass mich in den letzten Jahren sehr begleitet und geprägt hat.
Versonika Smoor hat es geschrieben: „Heiliger Alltag – Zwischen den Töpfen und Pfannen Gott begegnen.“
Keine Sorge – nicht nur ein Buch für Hausfrauen. Ein Buch für Menschen, die im Hier und Jetzt Gott suchen. Und das in den Räumen, in denen sie leben.
So lebensrelevant nah.
Gönn dir dieses Buch.