Schon viele Jahre habe ich mit dem Brot backen geliebäugelt.
So einiges versucht.
Manches klappte und anderes ging schief.
An den Sauerteig traute ich mich nicht heran.
Zu kompliziert und zeitaufwändig – dachte ich.
Vor Kurzem stand ich in der Küche meiner Freundin, die schon seit Jahren Brot backt.
Und was für eins.
Knusprig und so lecker.
Ich erzähle ihr, was mich alles davon abhält und das ich glaube, dass das nicht in meinen Alltag passt.
Weil alles schnell gehen muss und dass ich das vermutlich nicht hinbekomme.
Sie schüttelt den Kopf.
„Jetzt probiere es halt aus – was kann denn passieren, außer das es schief geht.“
Sprachs und füllte mir einen Teil ihres heiligen Vorteigs ab.
Also war mir klar – jetzt muss ich das probieren.
Sie erzählt mir mit leuchten in den Augen, wie sie es macht, drückt mir noch eine Packung
Roggenmehl in die Hand und da stand ich nun mit Roggenvorteig und Roggenmehl.
Es fühlte sich an, als hätten wir einen neuen Mitbewohner.
Einer, der morgens gefüttert werden muss, weil er hungrig ist.
Und irgendwie baut sich tatsächlich fast eine Beziehung auf, zu dem klebrigen Ding.
Und dann kam der Backtag.
Das mischen der Mehle mit Salz und warmen Wasser und natürlich unserem Vorteig.
Nachdem er 8 weitere Stunden ruhen durfte, füllte ich dieses klebrige Ding in die Formen – sehr
skeptisch ob daraus wirklich etwas Sinnvolles werden kann.
Meine Freundin feuert mich aus der Ferne an und hoffte wahrscheinlich auch sehr, dass das
funktioniert.
Und was soll ich sagen… Selten so ein leckeres Brot gegessen.
Alle begeistert davon. Den ersten Laib sofort aufgefuttert.
Ihr erfahrenen Bäcker/innen werdet jetzt müde lächeln, denn wenn man das öfter macht, scheint es keine große Sache mehr zu sein. Für mich – eine echte Offenbarung. Ich habe eine Sauerteigbrot gebacken.
In meinen weiteren Erfahrungen ist nicht immer alles so gut gegangen. Ein Vorteig fing an zu stinken
und ich musste ihn wegwerfen. Ein anderes Brot wollte einfach nicht gehen.
Und wie so oft im Leben merkte ich, es ist ein Versuchen, ein Ausprobieren, ein Weg bis etwas wird.
Manchmal herausfordernd und manchmal will ich aufgeben, wenn es nicht schnell wird. Bin ungeduldig und will rasche Erfolge sehen.
Diese Broterfahrung hat mich beschäftigt.
Merke ich doch, wie viele Parallelen es zu meiner Lebens- und Glaubenswelt gibt.
Da steckt in mir so ein hoher Anspruch und eine geringe Fehlertoleranz.
Es soll doch werden.
Ich will es gleich kapieren und es soll auch ein gutes Ergebnis haben.
Wo kommt das her?
Von meiner Prägung, meiner Rolle in meiner Familie? Von Vorbildern, die ich gesehen habe oder von
wenigen, die ehrlich ihr Scheitern teilten, so dass ich lernen konnte, dass das doch dazu gehört?
Wo kommt er her, der hohe Anspruch auch im Glaubensleben. Dieses höher, schneller, weiter?
Diese Ungeduld mit mir und anderen? Dieses nervös werden bei Stillstand, statt einfach mal auszuhalten.
Ich weiß es nicht, glaube aber, dass es gut ist ,über diesen Prozess zu reden. Über die Pausen. Über das
Warten. Über das Scheitern. Über das Fehler machen und dürfen. Über Neuanfänge.
Dann ist nicht alles aus – sondern beginnt von vorne.
Dann probieren wir es eben nochmal oder anders.
Und was wären wir ohne die Menschen, die uns anfeuern etwas zu versuchen.
Die sagen:“ Was hast du denn zu verlieren?“
Ich habe in meinem Leben viele Menschen getroffen, die mir erzählt haben, welche schlechten
Erfahrungen sie mit dem Glauben gemacht haben, auch mit Gemeinde und manchen Prägungen.
Da sind Fehler passiert.
Da liegen Scherben.
Aber, ich will dich und mich ermutigen weiter zu gehen. Weiter zu suchen. Weiter zu probieren. Den eigenen Weg zu beschreiten.
Mit dem Glauben an Gott ist es glaube ich auch etwas anders.
Denn es kommt weniger auf mein wildes Versuchen an, als auf eine einfache Offenheit.
Hinzusehen.
Hinzuspüren.
Neu Vertrauen zu wagen.
Mich in Gottes Hände legen und ihm sagen: „Hier bin ich… begegne mir. Da wo ich bin.“
Zu erfahren, dass er der Handelnde ist. Das es nicht in erster Linie auf mein Anstrengen ankommt.
Und wir brauchen Menschen, die unsere Wege begleiten. Gute Fragen stellen. Verstehen wollen.
Zweifel und Fragen aushalten.
Menschen, die für mich beten und glauben, wenn es mir schwerfällt.
Dietrich Bonhoeffer sagt, dass der Christus im Herzen des Bruders oder der Schwester stärker ist, als
der im eigenen Herzen.
Manchmal ist das so.
Manchmal brauche wir – im Bild gesprochen- den Vorteig der Freundin, damit mein Brot Kraft zum
Gehen bekommt.
Oha, dass klingt sehr im Bild gesprochen.
Aber ich glaube es stimmt.
Wir brauchen die Gemeinschaft.
Das nicht allein sein.
Gemeinsam versuchen und Erfahrungen machen.
Stinkendes entlarven, wegwerfen und einen neuen Teig ansetzen.
Gemeinsame Freude über Erlebtes und Erfahrenes.
Gemeinsames wieder neu anfangen.
Und so will ich dich heute ermutigen, NEUES zu versuchen, trotz vielleicht schlechter Erfahrungen.
Dich in eine Gemeinschaft zu stellen und sei es erstmal ein einzelner Mensch.
Und ich wünsche dir die Erfahrung des Wunders, dass etwas wächst. In dir und um dich herum.
Ein Gebet für neuen Mut
So oft schon habe ich es versucht und nicht geschafft.
Negatives erlebt in meinem Leben.
Schon oft wollte ich aufgeben, weil es mir zu schwierig schien.
Und du fühltest dich so weit weg an.
Manchmal fehlt mir der Mut Neues zu wagen.
Bin doch einmal zu oft gescheitert.
Und doch klopft eine leise Stimme an meinem Herzen.
Eine freundliche.
Eine, die meine Sehnsucht weckt.
Und ich will es nochmal wagen.
Mit deinem Rückenwind.
Bringe dir alles, was mich beschwert und hindert zu dir zu kommen.
Bringe dir meine Verletzungen und Fragen.
Mein Unheil sein.
Und ich halte dir still meine leere Hand hin.
Gib du mir Kraft und neuen Mut.
Überrasche mich mit deiner Gegenwart in meinem Leben.
Und führe mich in eine Gemeinschaft mit dir und Menschen, die mich bewegt.
Du hast den längeren Atem.
Die Kraft die ich brauche.
Danke.
Amen.
Was wir im Juni lieben – Sommerentdeckungen
Es tut so unheimlich gut, der wachsenden Natur zuzusehen. Im Wald zu sein. Das satte Grün
wirken zu lassen. Draußen ist es um so vieles leichter, mit den Wuselkindern und so
entdecken wir in diesem Jahr ganz neu, kleine Wanderungen und genießen die Zeit im Wald.
Für die Kinder immer ganz wichtig: Das Picknick. Vielleicht ist das sogar eine Motivation zum
losgehen.
Meine Kinder lehren mich, im Hier und Jetzt zu sein. Mich einzulassen auf ihre Welt und
ganz in ihr zu sein. Ich will immer wieder einfach mal ausblenden, was da noch alles wartet
und mich in ihre Welt begeben. Sandburgen bauen, gegen Ritter kämpfen und buddeln.
Sie bedeuten mir viel die alten Schätze, die so viel ausdrücken. In alter Sprache und doch so
aktuell. Gerade in der Natur muss ich an sie denken.
Geh aus mein Herz und suche Freud
In dieser lieben Sommerzeit…
Wenn ich, o Schöpfer, Deine Macht, die Weisheit Deiner Wege, die Liebe, die für alle
wacht, anbetend überlege. So weiß ich voll Bewunderung nicht, wie ich dich erheben soll,
mein Gott, mein Herr und Vater.
Es fühlt sich für mich manchmal so an, als würden die, die schon hunderte Jahre vor mir
geglaubt geliebt und gekämpft haben mir Rückenwind geben für meinen Glauben. Mich
erinnern an das, was immer noch gilt.
Vielleicht ist das merkwürdig für dich… vielleicht hast du ganz eigene Lieder, Verse und
Bibelworte, die dir begegnen. Ich will sie in meine Hosentasche mitnehmen, im Herzen
summen und im Alltag bewegen.
Das Wünsche Essen
Wir haben etwas neues eingeführt. Einen Tag, an dem sich unsere Kinder ein Essen wünschen
dürfen. Und ich muss oft schmunzeln, denn es sind die einfachen Dinge, die sie sich
wünschen. Milchreis, Grießbrei. Nudeln.
Und so darf jeder mal seinen Essensherzenswunsch sagen.
Beim Grießbrei mit Früchten muss ich an meine Kindheit denken. Gab es das auch mit
Pfirsichen oder Apfelmus.
Was wird es wohl sein, dass Essen der Kindheit meiner Kinder?
Und ich freue mich, dass einen Wunsch erfüllen etwas so Einfaches sein kann. Etwas, dass
alle freut und mich entlastet.
Im Garten habe ich die Entscheidung getroffen, weniger zu pflanzen und mich auch hier zu
entstressen. So vieles wöllte ich so gerne und wird es doch oft zum Stress und zum Druck.
Und so freuen wir uns an dem Wenigen was wächst und feiern genau das. Den frischen Salat
und Rucola und die Radieschen, die Kräuter.
Ja, so oft ist weniger MEHR.
Juni – Buchempfehlung
Ein Buch das ich euch empfehlen möchte dockt an, an manche heutigen Gedanken
„Zwischengedanken“ – Von Sandra Geissler
Von hohen Ansprüchen, dem Boden der Tatsachen und der Kunst mittendrin zu glauben.
Von Sandra Geissler habe ich schon weitere tolle Bücher gelesen z.B. „Dieses kleine Stück Himmel“ –
mit allen Sinnen Familie leben.
Der Titel ihres neuen Buches hat mich total angesprochen. Finde ich mich doch so oft wieder in
diesem Dazwischen. Im ganz viel Wollen und dann oft Scheitern, weil meine Kräfte für all das nicht
ausreichen.
Sie schreibt über:
Zwischen Wollen und Können
Zwischen Zuversicht und Zweifel
Zwischen Gönnen und Geizen
Zwischen Lieben und Lieben lassen
Zwischen Gott und meinen Götzen
Zwischen Vergebung und Vergeltung
Zwischen Wahrhaftigkeit und dem Wahren Leben
Zwischen Annahme und Anspruch
Zwischen Scheitern und Gnade
Dieses Buch liest sich nicht so leicht weg und ist keine müde Abendlektüre.
Es braucht Aufmerksamkeit und einen wachen Geist – und einen Stift zum unterstreichen.
Ich habe oft inne gehalten und nochmal neu los gelesen, weil ich es nochmal tiefer sinken lassen
wollte.
Ja, es gibt die Zwischenräume, die Grauzonen und Grenzbereiche.
Und wir können in diesem Dazwischen einen Platz finden.
Du kannst es beim Neukirchener Verlag bestellen oder direkt bei der Autorin.
